Wie du dein eigenes NAS-System aufsetzt - Die ultimative Anleitung

16 Minuten Lesezeit

Ich habe einen riesigen Haufen an Daten. Mehr oder weniger sinnvolle Medien, wie Filme, Musik, Urlaubs-Fotos, etc., aber auch System-Backups mehrerer PCs, Source Code oder sonstige über die Jahre angesammelten Dokumente. Jetzt könnte man mir sagen "Lösch doch den alten Mist!". Als Digital-Messi des 21. Jahrhunderts kann ich auf diesen Vorschlag natürlich nicht hören.

Was ich wirklich brauche ist ein System, das mir Schutz gegen Plattenausfälle bietet, als Drive-Pool arbeiten kann, mir optional eine Verschlüsselung bietet und meine Daten über einen Netzwerkshare nach außen zur Verfügung stellt. Geld für teure Spezialhardware, wie ein QNap, will ich selbstverständlich auch nicht ausgeben.

Einen Rechner, der als Server herhalten kann, steht bei mir rum. Zwei neue 3 TB-Platten musste ich noch besorgen und einbauen. Die Hardware ist also bereit. Nun fehlt noch das Software-NAS-System.

Disclaimer: Ich stelle hier einige Tools vor, mit welchen sich ein NAS-System mit RAID 5 oder RAID 6 einfach umsetzen lässt. Es geht also nicht um Hardware, Rumgeschraube, Stromverbrauch oder ähnliches, sondern rein um einen softwareseitigen Ansatz. Außerdem gehe ich davon aus, dass du ein paar Linux-Basics mitbringst.

So, los gehts. Nun bist du dran.

System

Als Grundsystem empfehle ich dir ein Ubuntu Server 14.04 LTS zu nehmen. Grundsätzlich ist die Distribution aber egal. Ich habe mich wegen der hohen Verbreitung für ein Debian-basiertes System (GNU/Linux Distribution Timeline) und wegen der Benutzerfreundlichkeit zu Ubuntu entschieden. Von daher ist das HowTo auch auf dieser Grundlage entstanden.

Ein Tutorial für die Installation von Ubuntu Server findest du auf ubuntuserverguide.com. Achte bei der Installation darauf, dass die Systemplatte, also die Festplatte auf die du dein Linux-OS installierst, nicht vom RAID-System verwendet werden sollte. So bekommst du eine saubere Trennung zwischen deinem OS und NAS-System hin.

Vorbereitung der Festplatten

Bevor du Dateien und Ordner auf deinen Festplatten ablegen kannst, müssen natürlich noch einige Dinge vorbereitet werden. Das alte Spiel:

  1. Partitionieren, um die physikalische Platte in logische Einheiten aufzuteilen
  2. Formatieren mit einem Dateisystem
  3. Mounten im OS, damit du darauf zugreifen kannst

Partitionierung

Installiere zuerst gparted. Dieses Tool besitzt GPT (Guid Partition Table)-Support und hat somit gegenüber von fdisk den Vorteil, dass sich Partitionen jenseits der 2 TB anlegen lassen. Platz verschenken will ja niemand.

Installation

$ sudo apt-get install parted

Logische Bezeichnung der Festplatten herausfinden

Wenn du nicht auf russisches Roulette stehst, dann rate ich dir vor dem eigentlichen Partitionieren erst einmal den logischen Namen der Festplatte, die du Partitionieren willst herauszufinden. Normalerweise ist er folgendermaßen aufgebaut: /dev/sda, /dev/sdb, /dev/sdc, usw.

Das Kommando sudo lshw -C disk hilft dir dabei (mehr Infos):

*-disk:0
       description: ATA Disk
       product: ST3000VN000-1H41       <--- Typ
       vendor: Seagate                 <--- Hersteller
       physical id: 0.0.0
       bus info: scsi@2:0.0.0
       logical name: /dev/sdb          <--- logischer Name
       version: SC43
       serial: S300BVEX
       size: 2794GiB (3TB)
       capacity: 2794GiB (3TB)

Wenn mehrere Festplatten vorhanden sind, dann tauchen in der Ausgabe auch mehrere dieser Abschnitte auf. Merke dir den Eintrag logical name. Ich werde um dieses HowTo verständlich zu halten ab jetzt immer /dev/sdb als Platzhalter verwenden. Setze bei dir dafür den richtigen Namen ein.

Partition erstellen

$ sudo parted /dev/sdb
(parted) mklabel gpt
(parted) unit TB
(parted) mkpart primary 0 -1

Wenn du nun innerhalb der parted-Shell das Kommando print eingibst, dann solltest du in etwa das Folgende auf dem Bildschirm sehen. Wichtig ist die Stelle Partition Table: gpt und dass exakt eine Partition erstellt wurde, die die Größe der Festplatte besitzt (letzte Zeile).

(parted) print
Model: ATA ST3000VN000-1H41 (scsi)
Disk /dev/sdb: 3001GB
Sector size (logical/physical): 512B/4096B
Partition Table: gpt

Number  Start   End     Size    File system  Name     Flags
 1      1049kB  3001GB  3001GB  ext4         primary

Mit der Taste q kannst du parted wieder verlassen und mit dem nächsten Schritt weitermachen.

Wahl des Dateisystems

Bei Ubuntu Server 14.04 (Trusty Tahr) wird standardmäßig ext4 als Dateisystem verwendet. Google selbst hat vor einigen Jahren seine komplette Infrastruktur von ext2 auf ext4 migriert. Ext4 ist ein Journaling-Dateisystem, das eine große und für dein NAS-System auf jeden Fall außreichende Menge an Features bietet. Außerdem muss SnapRAID (Beschreibung kommt weiter unten im HowTo) dieses Dateisystem auch unterstützen. Ext4 wird in der SnapRAID-FAQ auch empfohlen kann daher unengeschränkt genommen werden.

Leider war Btrfs zum Zeitpunkt der Einrichtung noch nicht offiziell released. Btrfs unterstützt unter anderem nativ Drive-Pools, Snapshotting und mehr. Eine spätere Konvertierung kannst du aber Dank offiziellem in-place conversion Support problemlos machen.

Partition formatieren

Gib einfach folgenden Befehl ein um die erste und einzige Partition der Festplatte /dev/sdb mit dem Dateisystem ext4 zu formatieren. Die 1 hinter /dev/sdb steht für die Partitionsnummer.

$ sudo mkfs.ext4 /dev/sdb1

Erstellung der Mount-Points

Alles klar, die erste Festplatte ist nun fast fertig vorbereitet. Nun musst du nur noch dafür sorgen, dass sie bei Betriebsystemstart automatisch gemountet wird. Und dafür solltest du nicht mehr den logischen Namen /dev/sdb1, sondern lieber einen UUID verwenden. Wie du siehst sind die UUIDs wesentlich komplizierter zu merken als der logische Name. Dafür haben sie aber einen gewaltigen Vorteil. UUIDs bleiben für Partitionen immer gleich und eindeutig. Angenommen du hängst eine Festplatte an einen anderen Controller oder Port. Dann kannst du dich schon nicht mehr auf den logischen Namen verlassen, auf die UUID schon.

Auflisten der UUIDs

Mit dem folgenen Kommando bekommst du eine Liste der Partitionen, inkl. ihrer UUIDs.

$ sudo blkid

Nun "merke" dir die UUID 778f5de6-dcf8-4d3d-b52b-3ac93a6dbb2d (hier im Beispiel) zur Partition /dev/sdb1. Bei dir steht hier natürlich eine andere UUID oder Partition.

/dev/sda1: UUID="559be6c6-68f0-469e-8fce-4f09094b6a88" TYPE="ext2"
/dev/sda5: UUID="A7XJ1x-cZCe-kEc0-Ls39-f98d-UQNm-RuzCcj" TYPE="LVM2_member"
/dev/mapper/storage--vg-root: UUID="5edd9bf8-b3fd-49fa-8595-42d099a9a44a" TYPE="ext4"
/dev/mapper/storage--vg-swap_1: UUID="4b473d87-b99f-4b2c-8f2d-d82dff8bd364" TYPE="swap"
/dev/sdc1: UUID="4cc5b927-7e45-4197-9783-28c8dcbb745f" TYPE="ext4"
/dev/sdd1: UUID="8b817bb0-068e-4873-b3a4-8afc47b53059" TYPE="ext4"
/dev/sdb1: UUID="778f5de6-dcf8-4d3d-b52b-3ac93a6dbb2d" TYPE="ext4"

Eintragen in /etc/fstab

Deine Partition soll nun in das Verzeichnis /mnt/data1 gemountet werden. Damit das automatisch bei Betriebssystemstart geschieht, musst du in der Datei /etc/fstab einen Eintrag hinzufügen.

$ sudo mkdir /mnt/data1
$ sudo vi /etc/fstab

Am Ende musst du diese Zeile mit der von dir gemerkten UUID und dem Mount-Pfad anhängen.

...

UUID=778f5de6-dcf8-4d3d-b52b-3ac93a6dbb2d  /mnt/data1  ext4  defaults  0  2

Mounten und überprüfen

Ob alles funktioniert hat, siehst du, wenn du den hinzugefügten Mount-Eintrag von Hand lädst und dir danach die gemounteten Partitionen ausgeben lässt.

$ sudo mount -a
$ mount

In der Ausgabe sollte irgendwo deine Partition in Verbindung mit dem Mount-Pfad zu finden sein. Im Beispiel unten ist das die markierte Zeile. Die UUID taucht hier nicht mehr auf.

...

none on /sys/fs/pstore type pstore (rw)
/dev/sda1 on /boot type ext2 (rw)
/dev/sdb1 on /mnt/data1 type ext4 (rw)          <--- Das ist deine gemountete Partition
systemd on /sys/fs/cgroup/systemd type cgroup (rw,noexec,nosuid,nodev,none,name=systemd)
none on /mnt/pool type aufs (rw,relatime,si=bbe4bb5e4ecd5450,create=mfs,sum)

...

Software-RAID

Du musst für jede neue Platte, die in in den RAID-Verbund soll die Schritte von oben durchführen. Partitionieren und Formatieren musst du natürlich nicht, falls die Festplatte schon ein unterstützes Dateisystem hat und du die Daten darauf behalten willst.

Wenn du damit fertig bist, dann geht's mit der Installation und Konfiguration von SnapRAID weiter. Dieses Tool bringt deine Partitionen in einen RAID 5- oder RAID 6-Verbund.

Etwas genauer: Es erstellt eine oder mehrere Dateien mit Parity-Informationen der Platten aus dem Verbund. Wenn nun eine Platte crasht, dann tauschst du sie einfach gegen eine funktionierende leere aus und stellst die Daten mithilfe von SnapRAID wieder her. Eine Parity-Datei wächst auf die gleiche Größe, wie die größte Festplatte im Verbund und kann eine ausgefallene Festplatte wiederherstellen. Willst du mehr Sicherheit, dann kannst du mit zwei Parity-Dateien bis zu zwei gleichzeitig ausgefallene Festplatten wiederherstellen. Genial!

Der SnapRAID-Author empfiehlt in seinem FAQ für die ersten vier Laufwerke ein Parity und für alle folgenden Gruppen von ca. sieben Laufwerken ein weiteres Parity zu verwenden.

Parities Daten-Laufwerke
1 / Single RAID (RAID 5) 2-4
2 / Double RAID (RAID 6) 5-14
3 / Triple RAID 15-21
4 / Quad RAID 22-28
5 / Penta RAID 29-35
6 / Hexa RAID 36-42

[Quelle: SnapRAID-FAQ]

SnapRAID schreibt die Parity-Informationen nicht on-the-fly. Das bedeutet, dass deine Daten eventuell veraltet sein könnten, wenn du sie wieder herstellen musst. Der Vorteil ist, dass Daten schnell und ohne Verzögerung geschrieben werden. Und du kannst Daten wiederherstellen, die du versehenlich zerstört oder gelöscht hast. Das kann schnell passieren: fehlerhafte Software, falscher Befehl auf der Kommandozeile, nervöser Finger auf der Maus, ein paar Bier zuviel beim Filmabend, usw.

Mir waren die Vorteile wichtiger als der Nachteil. Wenn die Parity-Infos einmal in der Nacht erneuert werden, dann ist das für mich mehr als ausreichend. Du kannst die Parity-Informationen natürlich auch jede Stunde erzeugen lassen, wenn dich das ruhiger schlafen lässt.

Okay, genug theoretisches Bla. Jetzt wird installiert und eingerichtet. Dich in den nächsten Beispielen davon aus, dass du drei Festplatten im RAID 5 verwenden willst.

  • /mnt/parity (3 TB) <--- Platzbedarf der Parity-Infos ist immer so hoch, wie die größte Platte im Verbund
  • /mnt/data1 (3 TB)
  • /mnt/data2 (2 TB)

Package-Repository hinzufügen und installieren

SnapRAID gibt es nicht im offiziellen Ubuntu-Repository. Bei Launchpad hostet der SnapRAID-Entwickler immer die aktuellen Pakete. Du musst jetzt nur noch mit dem Befehl add-apt repository das SnapRAID-Launchpad-Repository hinzufügen, die Package-Liste aktualisieren und SnapRAID installieren.

$ sudo add-apt-repository ppa:tikhonov/snapraid
$ sudo apt-get update
$ sudo apt-get install snapraid

Konfigurieren von SnapRAID

Nach dem Öffnen der Konfigurationsdatei von SnapRAID...

$ vi /etc/snapraid.conf

... musst du nur noch drei Dinge konfigurieren:

  1. das Ziel für deine Parity-Datei
    Auf der Partition, wo diese Datei liegt, brauchst du soviel freien Platz, wie die größte deiner Daten-Festplatten hergibt.

  2. mindestens eine Content-Datei
    Hier liegen die Checksums zu all deinen Daten. Mit ihrer Hilfe und den Parity-Informationen kann SnapRAID deine Daten wiederherstellen. Daher ist es Pflicht auf jeder Platte in deinem RAID-Verbund + einmal zusätzlich auf einer anderen Platte (z.B. die Systempartition) die Datei abzulegen. Bei mir fällt die Content-Datei mit 280 MB für 4,5 TB Daten nicht wirklich ins Gewicht. Von den Content-Files werden keine Parity-Infos gemacht.

  3. die Mount-Punkte zu deinen Daten-Platten
    Hier landen deine eigentlichen Daten. Aus diesen werden die Parity-Informationen berechnet. Du kannst den Mount-Punkt der Daten beliebig anpassen. SnapRAID verknüpft nur den Identifier (im Snippet unten d1 und d2) mit den Parity-Informationen und der Content-Datei.

  4. die exclude-Direktiven sind optional
    Diese Dateien werden von der Parity-Berechnung ausgeschlossen.

Mehr Einstellungen und Details gibt's im SnapRAID Manual.

So, genug der Theorie! Hier ist die Beispielkonfiguration.

# 1. Die Parity-Informationen
parity /mnt/parity/snapraid.parity

# 2. Informationen über die abgelegten Dateien (Checksums)
content /var/snapraid/content
content /mnt/data1/snapraid.content
content /mnt/data2/snapraid.content

# 3. Die Partitionen mit den Daten
disk d1 /mnt/data1/
disk d2 /mnt/data2/

# 4. Von den Parity-Informationen ausgeschlossene Dateien (optional)
exclude *.unrecoverable
exclude /tmp/
exclude /lost+found/
exclude .DS_Store
exclude .Thumbs.db

Auch wenn du schon Dateien auf deine Daten-Platten draufkopiert hast, hat SnapRAID noch kein Prozent an CPU-Leistung verbraten. Deshalb bist du auch noch nicht vor einem Ausfall geschützt. SnapRAID läuft nämlich nicht als Daemon.

Um die Parity-Informationen zu erzeugen musst du in der Kommandozeile nur den folgenden Befehl eingeben. Keine Angst, das musst du nicht jede Nacht oder jede Stunde tun um sicher zu sein. Ich zeige dir etwas weiter unten wie das automatisch geht.

$ sudo snapraid sync

Wenn du schon einige Daten auf deinen Platten hast, dann kannst du dir erstmal ein paar Bier schnappen und mehrere Stunden gespannt auf die Fortschrittsanzeige starren.

Nach dem Sync-Vorgang bist du gegen den Ausfall einer deiner Platten sicher geschützt. Jedesmal wenn du Daten änderst oder hinzufügst, musst du die Parity-Informationen für diese Änderungen neu erstellen. Das bedeutet, dass bei deinen nächsten sync-Aufrufen SnapRAID nur noch die Parity-Infos für die geänderten Daten berechnet und von daher schneller als beim ersten Mal durchläuft.

Cronjob für Parity-Informationen

Du willst dich bestimmt nicht ständig hinhocken, per SSH einloggen und die Parity-Informationen von Hand erstellen. Das endet damit, dass du es mal vergisst, Fehler machst oder aufgrund notorischer Faulheit ignorierst ("Ach, wird heute schon nix passieren."). Außerdem ist deine Zeit für sowas auch zu Schade. Das heißt, dass es für dich nur einen Ausweg aus der Misere gibt: Automatisierung.

Ein Script für den sync-Vorgang hat glücklicherweise schon jemand geschrieben. Du findest es hier.

Warum ein Script, wenn du doch eigentlich nur einen Befehl brauchst? Ganz einfach. Selbstschutz, Sicherheit und Transparenz. Das Script geht mehrstufig vor:

  1. es schaut zuerst nach Änderungen (snapraid diff)
  2. wenn nun viele Dateien gelöscht worden sind (Einstellbar mit der Variable DEL_THRESHOLD) dann wird kein sync-Vorgang ausgeführt. Es könnte ja sein, dass du versehentlich einen Ordner mit Daten gelöscht hast. Oder es hat sich eine deiner Platten verabschiedet, ohne dass es dir aufgefallen ist.
  3. dir wird eine Mail mit dem Ergebnis zugestellt

Passe in dem Script einfach ein paar Variablen an (EMAIL_ADDRESS, CONTENT_FILE, PARITY_FILE, DEL_THRESHOLD) und kopiere es in das Verzeichnis /etc/cron.daily. Schon wird es einmal am Tag ausgeführt. Überfliege den Code einfach kurz. Dann weißt du Bescheid was genau passiert. Es sind nur ein paar Zeilen.

SnapRAID freut sich im übrigen, wenn es pro 10 TB Daten ca. 1 GB RAM bekommt. Wenn du zu wenig RAM zu Verfügung hast, dann schau dir mal den blocksize-Parameter im Manual an.

Verschlüsselung

Um die Verschlüsselung der Daten habe ich mich bisher noch nicht gekümmert. Eine mögliche Umsetzung wäre LUKS (Linux Unified Key Setup). Bei dieser Verschlüsselung wird das komplette Device /dev/sdb verschlüsselt. Die Entschlüsselung geschieht also während dem mounten und liegt transparent eine Ebene unterhalb von SnapRAID. Somit kannst du sogar theoretisch nur einzelne Festplatten aus deinem Verbund verschlüsseln. Davon rate ich dir allerdings ab. Wirklich sicher ist es nur, wenn du alle Daten-Festplatten, inklusive der Parity-Platte verschlüsselst.

Hier ist ein kurzes Tutorial das die Einrichtung von LUKS zeigt: http://www.cyberciti.biz/hardware/howto-linux-hard-disk-encryption-with-luks-cryptsetup-command/

Mount-Pool

Das Meiste ist jetzt geschafft und du bist kurz vorm Ziel.

Was ist nun, wenn du, so wie ich, mit großen Datenmengen zu kämpfen hast und der Speicherplatz einer deiner Festplatten zu eng wird. Dann liegt am Ende ein Teil der Daten, die eigentlich zusammen gehören sollten, auf /dev/data1 und ein Teil auf /mnt/data2. Oder du musst deine Daten mühsam von Hand so umkopieren, dass es passt. Sowas will niemand.

Unter Linux gibt's dafür ein elegantes und leichtgewichtiges Mittel. Das virtuelle Dateisystem Aufs. Es macht eigentlich nichts anderes als verschiedene Mountpoints zusammenzufassen und nach außen als einen großen Pool sichtbar zu machen. Beim Schreiben von Daten gewinnt die Festplatte mit der meisten freien Kapazität. Die kleinste Einheit ist eine Datei. Das heißt Dateien-Fragmente werden nicht über verschiedene Festplatten verteilt. Bei Ordnerstrukturen kann dir das aber schon passieren. Das macht aber nichts und sollte dich auch nicht weiter stören. Du betrachtest deine Daten einfach immer durch den Pool und bekommst sie so auch immer zusammen angezeigt.

Was ist nun dein Vortei? Geht dir der Platz aus, dann baust du dir einfach eine neue Platte ein und fügt sie in der Aufs-Konfiguration hinzu. That's it. Der Pool vergrößert sich dann automatisch. Deine Ordner-Strukturen behältst du einfach so bei wie sie sind. Der Pool ist eine große "Partition" die wachsen kann, wenn du mehr brauchst.

Installation der Aufs-Tools

Zuerst musst du das benötigte Paket installieren. Es ist im Ubuntu-Repository enthalten.

$ sudo apt-get install aufs-tools

Mounten bei Systemstart

Erstelle nun einen Ordner, in dem dein Mount-Pool später liegen soll. Danach musst du nur noch im Script /etc/rc.local, das automatisch bei jedem Systemstart ausgeführt wird, einen entsprechenden Mount-Befehl hinzufügen. Die Aufs-Tools können nur bereits gemountete Partitionen zusammenfassen. Nimm deswegen dieses Script, weil es erst nach dem Verarbeiten der Datei /etc/fstab ausgeführt wird.

$ sudo mkdir /mnt/pool
$ sudo vi /etc/rc.local

Diese Zeile musst du in das Script eingefügen, um die beiden Partitionen /mnt/data1 und /mnt/data2 zu einem Pool zusammenzufassen.

mount -t aufs -o br:/mnt/data1=rw:/mnt/data2=rw,sum,create=mfs none /mnt/pool

Führe jetzt noch einen sudo reboot durch und schaue, ob alles sauber hochfährt. In Zukunft brauchst du dich weder für /mnt/data1, /dev/sdb, /dev/sdb1 noch /mnt/parity zu interessieren. Du arbeitest einfach immer auf deinem Pool /dev/pool. Der Rest passiert automatisch im Hintergrund.

Netzwerkshare für den Zugriff von Windows aus

Um nun dem N aus NAS für Windows-Nutzer noch gerecht zu werden, brauchst du noch einen Samba-Share. Du solltest aus sicherheitstechnischen Gründen immer einen gesonderten Samba-Benutzer verwenden. Dieser Benutzer hat nur Rechte auf deinen Pool. Nicht aber auf das System.

Da es sich bei mir nur um ein Heimnetzwerk handelt habe ich mich nicht groß mit Multiuser-Kram oder speziellen Berechtigungen aufgehalten. Deshalb zeige ich dir nur die Basics. Wenn du mehr wissen willst, dann schaue am Besten in die Samba-Dokumentation.

Samba-Dienst installieren

Der Samba-Dienst ist im offiziellen Ubuntu-Repository enthalten.

$ sudo apt-get install samba

Share-Verzeichnis und Samba-Benutzer erstellen

Erstelle zuerst das Verzeichnis share in deinem Mount-Pool. Das ist das Verzeichnis, dass du gleich freigibst. Lege dann einen Benutzer mit dem Namen samba an und gib ihm ein Passwort. Das Samba-Passwort für den Netzwerkzugriff und das Systempasswort für den Benutzer können voneinander abweichen. Wenn du damit fertig bist, dann gib zum Abschluss dem erstellten Benutzer vollen Zugriff (Owner-Rechte) auf den share-Ordner.

Hier hast du die entsprechenden Kommandos.

$ sudo mkdir /mnt/pool/share
$ sudo adduser samba
$ sudo smbpasswd samba
$ sudo chown samba /mnt/pool/share

Share-Verzeichnis im Netzwerk freigeben

Füge der Datei smb.conf einen von den beiden Abschnitten unten hinzu.

$ sudo vi /etc/samba/smb.conf

Wenn du diesen Abschnitt verwendest, dann brauchst du beim Verbinden zum Share den Samba-Benutzer und das Passwort (s.o. sudo smbpasswd samba).

[share]
  path = /mnt/pool/share
  browseable = yes
  writeable = yes
  valid users = samba
  force user = samba
  create mask = 664
  security mask = 664
  directory mask = 2775

Ist dir die Authentifizierung egal und jeder soll auf deinen Share zugreifen können, dann nimm diese Konfiguration.

[share]
  path = /mnt/pool/share
  browseable = yes
  writeable = yes
  guest ok = yes
  force user = samba
  create mask = 664
  security mask = 664
  directory mask = 2775

Samba-Server neu starten

Jetzt starte den Samba-Server neu, damit deine Änderungen auch wirksam werden.

$ restart smbd

Neue Platte - Was ist zu tun?

Der Konfigurationsaufwand, wenn du eine neue Festplatte als Mitglied in deiner RAID-Familie begrüßen willst, ist IMO sehr überschaubar.

  1. Partitionieren + Formatieren (das muss man eh immer machen)
  2. /etc/fstab anpassen (1 Zeile)
  3. SnapRAID-Konfiguration anpassen (2 Zeilen)
  4. Aufs-Konfiguration anpassen (1 Zeile)

Fertig! Du hast es endgültig geschafft! Dein heiligstes, also deine Daten, ist sicher und du kannst auf einfache Weise drauf zugreifen.

Fazit

Es existieren natürlich auch Komplettsysteme, die alle genannten Punkte beherrschen. Wenn ich mich aber auf so ein System einlasse, dann geht mir die Leichtgewichtigkeit, Austauschbarkeit und Flexibilität verloren. Ich will meine Daten unter keinen Umständen in einer Blackbox halten, sondern wissen was passiert. Vor allem soll so ein System auch die nächsten Jahre halten. Falls ich zwischendurch eine Erweiterung benötige oder einen Teil austauschen will/muss, dann soll das also für mich auch auf jeden Fall möglich sein ohne den ganzen Pool mit einem riesigen Aufwand neu aufzusetzen. Außerdem kann ich mit diesem Konzept im Notfall einfach einzelne Platten austauschen oder auch in andere Rechner einbauen und dort auf die Daten zugreifen.

Windows 8 Storage Spaces oder auch andere Systeme sind ganz nett, aber haben oft den Nachteil, dass die Platten beim Registrieren im Pool komplett gelöscht werden, bzw. außerhalb des Pools im einzelnen nicht mehr verwendet werden können. Mit einem modularen System hast du nun die Freiheit Dateisysteme zu mischen, frisch formatierte oder Festplatten mit Daten zu verwenden. Falls mal ein Problem auftritt, dann kannst du es einfacher identifizieren. Und das Ganze mit einem sehr geringen Konfigurationsaufwand im Verhältnis zu Nutzungsdauer. Die Einrichtung machst du einmal. Das Zugreifen auf die Daten ständig über Jahre hinweg.

Setzt du schon etwas ein? Welche Hardware oder welche Software? Hinterlasse mir einen kurzen Kommentar oder Tweet!


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